Schlafmittel – Wo stehen wir und was können wir in Zukunft erwarten?

Mittwoch (25.09.2019) von 12:15 Uhr bis 12:45 Uhr // Halle 3, G-31

Sprecher

Herr Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz

Herr Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz

Vizepräsident der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main

Inhalt

Schlaf ist ein lebensnotwendiger, aktiver Prozess, bei dem in fast allen Organen Regenerations- und Aufbauvorgänge ablaufen. Er dient der Erholung und ist definiert als ein reversibler Zustand reduzierter Antwortbereitschaft auf Umgebungsreize und allgemein verminderter Interaktionen mit der Umwelt. Etwa 15% der Bevölkerung in den Industrieländern leiden unter chronischen Schlafstörungen. Weitere 20% klagen über gelegentliche Probleme mit Einschlafen oder Wachbleiben. In bestimmten Bevölkerungsgruppen kann der Prozentsatz erheblich höher liegen (z.B. bei Schichtarbeitern). Schlafmittel sollten nur verwendet werden, wenn die Ursache einer Schlafstörung nicht zu beheben ist oder andere Maßnahmen nicht zum Erfolg führen. Zur Erleichterung des Einschlafens sind Schlafmittel mit schnellem Wirkungseintritt und kurzer Wirkdauer (Einschlafmittel), bei ungenügender Schlaftiefe und frühzeitigem Erwachen Schlafmittel mit längerer Wirkungsdauer (Durchschlafmittel) zu verwenden. Bei jeder Anwendung von Schlafmitteln sollte stets bedacht werden, diese zeitlich limitiert einzusetzen. Außerdem sollte berücksichtigt werden, dass synthetische (rezeptpflichtige) Hypnotika, insbesondere Benzodiazepine und verwandte Arzneistoffe, wie keine andere Gruppe von Arzneimitteln missbräuchlich eingesetzt werden. Von einem idealen Schlafmittel wäre u.a. zu fordern, dass es

  • einen dem physiologischen Schlaf gleichen Zustand hervorruft, d.h. das physiologische Schlafprofil nicht verändert,
  • nicht kumuliert,
  • keine organotrope Wirkungen z.B. auf Herz, Kreislauf, Leber, Niere ausübt
  • lipophilen Charakter mit schnellem Wirkungseintritt und angemessene Wirkdauer besitzt,
  • spezifische Bindung an relevante Rezeptoren zeigt,
  • kein Auslösen einer Atemsuppression oder einer Verstärkung des Apnoe-Syndroms verursacht,
  • kein Potential für Missbrauch, Abhängigkeit oder Toleranzentwicklung zeigt,
  • keinen Rebound-Effekt auslöst,
  • keine Nachwirkungen (Hangover) zeigt,
  • keine Beeinträchtigung der kognitiven Leitungsfähigkeit zeigt,
  • nicht zu einer paradoxen Erregung führt,
  • keine Suizidgefahr auslöst,

Die Bewertung der aktuell verfügbaren Hypnotika zeigt, dass ein solches Schlafmittel (noch) nicht existiert. Im Rahmen des Vortrages werden aktuell zugelassene Schlafmittel (OTC, Rx) bewertet und neue Wirkstoffe in später Phase der klinischen Entwicklung vorgestellt.

Veranstaltungsart

Kernzielgruppen